Daniel Pesch
Journalist.Moderator.Perfektionist.
Hotelbewertung - Falkenstein Grand Kempinski bei Frankfurt

Die Hamptons von Hessen

Es ist ja nicht so, dass das Rhein-Main-Gebiet an einer besorgniserregenden Hotelarmut zugrunde gehen könnte: ambitionierte Projekte wie das kreisrunde Radisson Blu an der Messe, die kühl-luxuriöse Villa Kennedy (Rocco Forte) oder das opulente Jumeirah Hotel an der Hauptwache setzen hohe Maßstäbe, das düstere Roomers und das amerikanisch anmutende Lindner Main Plaza halten mit knallhartem Styling oder überwältigendem Panoramablick dagegen. Allerdings richtet sich keines der Häuser so erfolgreich an Genießer-Gäste wie das Falkenstein Grand Kempinski in Königstein im Taunus. 20 Autominuten von der Frankfurter Alten Oper entfernt wartet ein Refugium, das auch verwöhnteste Gemüter glücklich machen dürfte. Nicht umsonst hat es unter Freunden des Hauses inzwischen den Spitznamen "Die Hamptons von Hessen" bekommen...

Lage! Lage! Lage!

Man könnte bei der Anfahrt in Versuchung geraten, das Falkenstein Grand Kempinski für etwas abgelegen zu halten. Doch weit gefehlt: auf der Terrassen-Seite des imposanten Hauptgebäudes mischt sich die Idylle des Siesmayer-Parks mit dem überaus gepflegten Häuser-Ensemble und einem berauschenden Blick auf die Türme der Frankfurter Skyline zu einem einzigartigen Erlebnis. Wer abends auf dem Balkon seiner Suite steht (unbedingt die Parkseite buchen!), der braucht keinen Fernsehapparat mehr, so schön ist der Ausblick. Auffallend ist zudem der perfekte Zustand des Hauses: das Ende 2012 renovierte Restaurant Landgut beweist ein glückliches Händchen in puncto Stil und Raffinesse. An der Auswahl des Inventars war die Frau des Hotel-Eigentümers Bernard große Broermann maßgeblich beteiligt: die Familie wohnt in einer dezenten gelben Villa, die sich ebenfalls auf dem Hotelgelände befindet. Der Chronistenpflicht halber ist zu erwähnen, dass das Falkenstein Grand Kempinski kostenloses Valet Parking anbietet und dem Gast lästigen Koffer-Transfer und lange Anmelde-Szenarien erspart.

Klassischer Stil in den Zimmern

Zurückhaltende Farben, edle Materialien und unauffällig eingepasste Unterhaltungselektronik (Flatscreen, iPod-Dock, W-Lan gratis) lassen die Zimmer und Suiten beruhigend und gediegen erscheinen. Übergroße, sehr komfortable Betten, die überzeugende Geräuschdämmung und viel Freiraum verleihen den Zimmern des Falkenstein Grand Kempinski genau die Klasse, die ein echtes Grandhotel ausstrahlen sollte. Klimaanlagen gibt es zwar nicht, allerdings fangen die erstklassigen Vorhänge viel Hitze ab; zusammen mit der effizienten Lüftungsanlage bleibt es auch an sehr heißen Tagen (wie Ende August 2012) angenehm kühl.

Auch die Bäder sind adäquat, allerdings müssen sie großteils ohne Tageslicht auskommen und bieten zudem oft nur eine Wanne, aber keine separate Dusche. Zudem wäre vor dem Hintergrund des hohen Wellness-Anspruchs, den das Haus erhebt, eine wertvollere Pflegeserie ratsam: die kempinski-eigenen Duschgels und Lotions sind nur Mittelklasse. Oberklasse dagegen: die Sauberkeit des Zimmers und die ebenso gründliche wie schnelle Arbeit des Housekeepings, das obendrein nicht mit offenen Gästelisten und somit sicherheitsbewusst arbeitet.

Service mit viel Herz und Engagement

Humor ist bei den Mitarbeitern deutscher Grandhotels eine seltene Eigenschaft geworden, oft trifft der Gast eine steife und aufgesetzt wirkende Ansprechhaltung an oder hat es mit Teams zu tun, die vornehmer zu sein scheinen als der Gast selbst. Wie es besser geht, zeigt die Crew im Falkenstein Grand Kempinski auf eindrucksvolle Weise - angefangen vom frischen und natürlichen Empfangs-Team über die herzliche Gastronomie- und Spacrew bis hin zur entspannten Hoteldirektion trifft man hier ausschließlich Menschen, die etwas von ihrem Beruf verstehen und diesen offensichtlich auch gerne ausüben. Selbst im Wellness-Bereich fällt auf, mit was für einer großartigen Service-Kultur man es hier im Hause zu tun hat.

Wellness für Genießer, die es gesellig mögen

Diese Kultur zeigt sich beispielsweise auch darin, dass der Wellnessbereich auf Wunsch des Gastes ohne Murren bis spät in die Nacht geöffnet bleibt. Regulär schließt er um 23 Uhr, doch wer gerne nochmal um 1 Uhr in den am Rande des Parks liegenden Swimmingpool springen möchte, dem wird das gerne ermöglicht. 

Zunächst fällt auf, dass der nobel und zugleich behaglich gestaltete Bereich in zwei Teile getrennt wurde: Jacuzzi, Pool und zwei Saunen mit Tauchbecken befinden sich zusammen mit dem herrlichen Tageslicht-Ruheraum im Hotel-Haupthaus. Über einen Tunnel erreicht der Gast den anderen Teil, in dem ein zweiter (größerer) Saunabereich und der Fitnessraum warten. Klingt umständlich, ist aber sinnvoll - denn neben den Hotelgästen besuchen auch Nachbarn des Kempinski gerne den Wellnessbereich, weshalb dieser besonders am Wochenende recht voll ist. Im Sommer ist das unproblematisch, weil die Liegewiese neben dem Pool viele schattige Plätzchen bietet und gerne genutzt wird. Im Winter kann es dagegen vorkommen, dass die Stoßzeiten zu hektisch ausfallen. Gerade dann macht sich ein Abstecher durch den Tunnel in den zweiten Bereich - der sich übrigens "Ascara Spa" nennt - bezahlt. Dort ist es in der Regel ruhiger. Großes Lob gibt es übrigens für kostenlosen Tee, Aroma-Wasser und viele große Handtücher.

Frühstück & Zimmerservice vom Feinsten

Es macht Spaß, festzustellen, dass es Unterschiede gibt zwischen einem guten, einem sehr guten und einem exzellenten Frühstück. Das Falkenstein Grand Kempinski gehört zur obersten Kategorie: frischer, geschmacklich überzeugender und hochwertiger kann frühstücken im Hotel nicht sein. Es mag größere Buffets geben und noch mehr Angebote - wie etwa die unsinnige, klassische Grilltomate - aber besser als im Taunus-Kempinski habe ich noch nicht gefrühstückt. Hervorragende Brötchen, zart-würzige Putenbrust, raffinierte Frischkäse-Ideen, saftige Mini-Buletten und großartiges Obst passen zu den frisch gepressten Säften und den tollen Eier-Kreationen aus der Küche. Es gibt hier schlicht nichts zu kritisieren. Wenn dann noch die Sonne scheint und der Start in den Tag auf der Terrasse stattfindet, ist die Welt ganz einfach wieder mal in Ordnung.

Dieser Feinschmecker-Kurs setzt sich auch im Restaurant Landgut fort: eine mit Honig glasierte Entenbrust, die sich ganz ausgezeichnet mit den Rosmarin-Kartoffeln und dem Gemüse-Mousse verstanden hat, zeigte mir das handwerkliche Geschick der Küchenmannschaft. Diese verzichtet auf alberne, verschwurbelte Nouvelle-Cuisine-Späße und widmet sich dem einzigen Thema, das einen Genießer wirklich interessiert: dem Geschmack. Und das überzeugend!

FAZIT

Gibt es also neben den etwas blassen Bädern und dem bisweilen quirligen Wellnessbereich nichts weiter zu bekritteln? Nun, mit etwas Mühe lässt sich kritisieren, dass es im Falkenstein Grand Kempinski nur einen Aufzug gibt - an lebhaften Tagen verbringt man daher gerne etwas zu viel Zeit vor der Lift-Tür. Ansonsten bleibt aber bei aller Objektivität nur anzumerken, dass es sich beim Schwesterhotel der Villa Rothschild um ein Hotel der absoluten Spitzenklasse handelt, in dem sich eine erlesen schöne Anlage mit herzlicher, gekonnter Servicekultur zu einem Refugium mischt, das man als Genießer unbedingt auf der Rechnung haben sollte!

GESAMTNOTE: 1-

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Klicken Sie sich durch die Falkenstein Grand Kempinski-Fotogalerie:

Blick aus dem Park auf das Haupthaus
Über den Taunus Richtung Frankfurt geschaut
Je mehr Wolken, desto dramatischer das Panorama
Suite 307 mit Esszimmer und Lese-Erker
Das Kingsize-Bett neben bodentiefen Fenstern
Pool vom Balkon aus betrachtet